1 Studie, 2 Insights & 3 Aktionen

Wie Farben deine Produkte überzeugender machen: Farbsättigung = Wirksamkeit

Wann überzeugt ein Produkt? Wenn es hält, was es verspricht. Und wie überzeugend dein Produkt auf deine Kunden wirkt, kann von einem überraschend einfachen Faktor abhängen: Der Kraft seiner Farben. 

Eine stärkere Farbsättigung kann die Kaufbereitschaft um bis zu 28,9% steigern – und das gilt nicht nur für das Produkt selbst, auch für die Verpackung oder sogar nur dem Hintergrund der Werbeanzeige.

1 Studie

Was bringt Menschen dazu, ein Produkt zu kaufen? Klar, der Preis spielt eine gewisse Rolle. Aber noch wichtiger:

Das Vertrauen in das Produkt. Ob sie ihm zutrauen, dass es hält, was es verspricht.

Die brandneue Studie (2025) der University of Rhode Island, University of Southern Denmark und der Bergischen Universität Wuppertal setzt genau hier an. Mit einer einfachen Frage:

Glauben Menschen eher an ein Produkt und seine Wirkung, wenn seine Farben kräftiger sind?

Also kann die Farbsättigung – wie intensiv oder blass eine Farbe ist – die wahrgenommene Wirksamkeit eines Produkts tatsächlich beeinflussen?

Und noch wichtiger: Welchen Einfluss hat das auf das Kaufverhalten?

  • Über 3000 Teilnehmer
  • 9 verschiedene Experimente
  • 3 Länder: USA, Großbritannien und Deutschland
  • Getestet an Produkten, Verpackungen sowie Werbeanzeigen
  • Breites Produktspektrum: Von Waschmitteln über Arbeitshandschuhe, Kaffeemaschinen, Fahrradhelme bis hin zu Gesichtsreinigern.

Die Ergebnisse? Überraschend eindeutig. Und vor allem direkt anwendbar für dein Marketing.

2 Insights


1. Je satter die Farbe, desto wirksamer das Produkt (in den Köpfen deiner Kunden)

Stell dir zwei identische Waschmittel vor. Gleiche Marke, gleicher Preis und gleiche Inhaltsstoffe. Nur ein einziges Detail ist anders: Die Farbintensität der Verpackung.

Mit dem Ergebnis:

  • Das Waschmittel mit der kräftigeren Farbe wurde als 9,4% potenter wahrgenommen (in seiner Stärke & Intensität)
  • Die wahrgenommene Wirksamkeit stieg um 7%
  • Und am wichtigsten: Das Kaufinteresse erhöhte sich um 11,6%

Aber funktioniert das auch bei anderen Produkten?

Die Forscher testeten es bei Arbeitshandschuhen – einem völlig anderen Produkttyp. Einmal in kräftigem, einmal in schwachem Blau. Das Ergebnis? Nahezu identisch.

Noch beeindruckender: Der Effekt beeinflusst nicht nur die Wahrnehmung, sondern auch das tatsächliche Nutzungsverhalten.

Du kennst noch die Handdesinfektionsmittel-Spender die bis vor kurzem fast überall zu sehen waren? In einem Experiment an einer deutschen Universität wurden zwei Desinfektionsmittel-Spender in Hörsälen platziert. Komplett identisches Produkt, außer:

  • Variante A: Stark gesättigte Farbe
  • Variante B: Schwach gesättigte Farbe

Und die Studierenden wussten nicht, dass sie Teil der Studie waren. Das Ergebnis?

Das Mittel mit der kräftigeren Farbe wurde als wirksamer wahrgenommen. Mit der Folge: Die Studierenden verwendeten weniger davon. Die blassere Variante – 111% mehr Verbrauch! Weil es wirkt ja weniger.

Und wie sieht es jetzt in Werbeanzeigen aus? 

Die Forscher testeten drei Versionen einer Werbeanzeige zu WMF Kaffeemaschinen. Diesmal mit dem einzigen Unterschied:

Die Sättigung des blauen Hintergrunds. Ja, du hast richtig gelesen, nur der Hintergrund wurde verändert.

  • +22,9% stärkere Wahrnehmung der Produktqualität
  • +14,9% höher wahrgenommene Wirksamkeit
  • Und das Wichtigste: Die Kaufabsicht stieg um 28,9%

Der Effekt zieht sich also durch: Vom Produkt über die Verpackung bis zur Anzeige. Aber warum funktioniert das so gut?

2. Farbsättigung = Wirksamkeit. Abhängig vom Ziel des Kaufs.

Unser Gehirn ist ständig bemüht Energie zu sparen. Daher liebt es Abkürzungen und einfache Faustregeln. Vermutlich kennst du diese oder ähnliche:

Teuer = Gut.
Schwer = Wertig.
Natürlich = Gesund.

Und die Farbe ist ein natürlicher Indikator für Qualität und Stärke.

Kräftig gefärbtes Obst signalisiert Reife, während verblassende Farben oft vor Verfall warnen (denk an welkes Gemüse). Und ein satter Orangensaft? Verspricht mehr Geschmack als ein blasser.

Die Farbe ist tatsächlich einer der stärksten unbewussten Hinweise. Und wir verlassen uns gerne darauf. Vor allem dann, wenn wir ein Produkt nicht direkt testen können (z. B. Online-Shopping, Verpackung, Werbeanzeigen) oder wenn es uns an Erfahrung fehlt.

Und diese Hinweise übertragen wir fälschlicherweise eben auch auf Produkte, obwohl sie hier eigentlich keine große Rolle spielen sollten – wie bei den Beispielen Kaffeemaschine oder Arbeitshandschuhe.

Klare Produktinfo’s können den Effekt abschwächen.

Bei Fahrradhelmen spielte die Farbsättigung keine Rolle mehr, sobald die Schutzwirkung klar kommuniziert wurde. Ohne diese Information? Der Helm mit der satteren Farbe = wirksamer.

Aber es gibt noch etwas Wichtiges zu beachten:

Das Ziel des Kaufs entscheidet. Denn nicht immer ist „stärker“ besser.

Denk an Gesichtsreiniger. Intensive Reinigung oder mild und hautschonend?

  • Für intensive Reinigung? Satte Farben signalisieren Wirksamkeit.
  • Für sensible Haut? Gegenteiliger Effekt: Sanfte, blasse Farben vermitteln das gewünschte Ergebnis.

Die Farbsättigung ist also ein starkes psychologisches Werkzeug – aber du musst es gezielt einsetzen. Wie genau? Das zeigen dir die folgenden Aktionen.

3 Aktionen


1. Passe die Farbsättigung an dein Produktversprechen an

Nutze intensivere, gesättigte Farben für Produkte, die Leistung, Stärke oder Effektivität vermitteln sollen:

  • Reinigungsmittel → „Extra stark gegen Schmutz“
  • Fitnessprodukte → „Maximale Leistung“
  • Elektronik → „Power & Geschwindigkeit“

Setze auf dezente, schwächere Farben für Produkte, die Sanftheit, Balance und Verträglichkeit betonen sollen:

  • Babyprodukte → „Sanft zur Haut“
  • Naturkosmetik → „Ohne Reizstoffe“
  • Sensitive Pflege → „Beruhigend & schützend“

Besonders relevant bei:

  • Neukunden (die dein Produkt noch nicht kennen)
  • Online-Shops und Werbeanzeigen (wo der erste visuelle Eindruck entscheidet)
  • Oder auch Produkten mit erklärungsbedürftigen Eigenschaften

2. Optimiere den ersten Eindruck auf Amazon & Co.

Bist du mit deinen Produkten auf den großen Plattformen wie Amazon, eBay und Co gelistet? Hier entscheidet oftmals nur das Produktbild über Klick oder kein Klick – ohne viel Text, ohne große Details. Dennoch kannst du hier bereits Wirksamkeit vermitteln:

Optimiere gezielt:

  • Das Hauptprodukt im Bild
  • Die Produktverpackung (falls sichtbar)
  • Oder den Bildhintergrund (wenn möglich)

Denk dran: Dein Bild konkurriert mit Dutzenden anderen Produkten. Vergleiche deren Sättigung mit deinen Produktbildern und teste. Hier kannst du dich “unbewusst” abheben.

Wichtig: Bleib authentisch. Das Produkt muss später in echt halten, was das Bild verspricht.

3. Stärke nachhaltige & “grüne” Produkte

Menschen neigen dazu, „grüne“ oder umweltfreundliche Produkte als weniger effektiv wahrzunehmen. Der Gedanke: Was natürlich ist, kann nicht so stark sein wie die „chemische Keule“.

Die Lösung: Wenn passend, erhöhe gezielt die Farbsättigung, um die gleiche Power-Wahrnehmung wie bei Alternativen zu erzeugen.

Falls du die natürliche Farbsättigung nicht anpassen willst, verstärke die Wahrnehmung durch gezielte, starke Botschaften wie „Natürlich kraftvoll“ oder „Bio in Bestform“. Und belege die Wirksamkeit am besten noch mit konkreten Testergebnissen – leicht ersichtlich.

Farbe ist weit mehr als Ästhetik – sie ist ein psychologischer Hebel, der die wahrgenommene Wirksamkeit deiner Produkte stark beeinflusst. Das Beste daran? Diese Optimierungen kosten dich keinen Cent mehr – bringen aber messbar bessere Ergebnisse.

Welches Produkt wirst du als erstes testen?

Beste Grüße.
Bernd

PS: Dieser Beitrag wurde zuerst in meinem 1-2-3 Insights 🧠 Newsletter veröffentlicht. Wenn du keine Insight’s mehr verpassen möchtest, melde dich einfach hier an!

Studie: Labrecque, L., Sohn, S., Seegebarth, B., & Ashley, C. (2025). Color Me Effective: The Impact of Color Saturation on Perceptions of Potency and Product Efficacy. Journal of Marketing, OnlineFirst.

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