1 Studie, 2 Insights & 3 Aktionen

Wie Bewegung in Bildern die Aufmerksamkeit fesselt und Werbung überzeugender macht.

Wie viele Werbeanzeigen siehst du jeden Tag? Und wie viele davon nutzen Bilder? Besonders auf Social Media – gefühlt ein konstanter Fluss visueller Inhalte, oder? 

Es wird dich also wenig überraschen, dass Bilder im Marketing zu den am häufigsten verwendeten Medien gehören, direkt nach Text. Bekanntlich sagt ein Bild ja auch mehr als tausend Worte.

Bilder werden nicht nur wesentlich schneller aufgenommen als Text, die Inhalte bleiben auch länger im Kopf – bekannt als „Bildüberlegenheitseffekt“. Neben dem Punkt, dass sie wunderbar Emotionen vermitteln können.

Aber hier kommt die entscheidende Frage:

Wenn es gefühlt schon von Bildern wimmelt, wie kannst du dennoch herausstechen und sie für dein Marketing bestmöglich nutzen? Wie schaffst du es, nicht nur mehr Aufmerksamkeit zu gewinnen, sondern auch, dass sich Menschen intensiver mit deinen Inhalten auseinandersetzen?

Die Antwort liegt in einem einfachen, aber oft übersehenen Konzept:

Bewegung.

Ja, wir sprechen immer noch von Bildern – aber von Bildern, die Bewegung andeuten. Egal, ob es ein Mensch ist, der rennt, ein Auto, das die Straße entlang fährt, oder Wellen, die an einen Leuchtturm schlagen – Bewegung zieht uns in ihren Bann und du kannst sie nutzen:

1 Studie

Eine brandneue Studie aus 2024, durchgeführt von der Zurich University of Applied Sciences sowie der University of St. Gallen in der Schweiz nahm genau diese Frage unter die Lupe:

Wie beeinflussen Bilder, die Bewegung suggerieren, das Engagement und die Überzeugungskraft von Werbeanzeigen? Und funktioniert dieser Effekt nur bei Bildern von Menschen? Oder auch bei Tieren und Objekten?

Instagram-Anzeigenvergleich für Sportbekleidung – stehende vs. springende Frau in Sport-Outfit vor Betonwand, zur Bewerbung einer neuen Fitnessmode-Kollektion.

Bild aus der aktuellen Studie:  Depicting Humans, Animals, and Objects in Motion: The Effect of Implied Motion on Engagement and Persuasion in Advertising.

Die Ansatz war klar: Wenn Bewegung in der Realität unsere Sinne fesselt, sollte sie das auch in Bildern tun.

Und hier der spannende Punkt:

In ihren Experimenten hielten sie alles gleich – es waren stets Instagram Anzeigen. Immer mit derselben Anzahl an Likes, demselben Text sowie dem nahezu identen Hintergrund. 

Der einzige Unterschied? Einmal “bewegte” sich das Bild, einmal nicht. 

Und das Ganze in verschiedensten Bereichen: Von Reisen über Charity-Kampagnen bis hin zu Produktwerbungen für Sportbekleidung, Autos und sogar Kaugummi.

Was dabei herauskam, zeigt, wie viel Power in der Art steckt, wie wir Bilder nutzen können.

2 Insights


1. Bewegung in Bildern zieht die Aufmerksamkeit stärker auf sich und lässt Werbung überzeugender wirken

In einem Experiment wurden den Teilnehmern Instagram-Anzeigen einer fiktiven Sportmarke gezeigt. Die Bilder wurden zufällig entweder als “bewegte” Szene – eine Person, die joggt – oder in einer statischen Pose präsentiert.

Instagram-Werbevergleich für Sportmode – Mann in neonorangem Laufshirt: statisch stehend vs. aktiv laufend vor Betonwand. Fokus auf Bewegung, Energie und moderne Fitnessbekleidung.

Danach gaben die Teilnehmer an, wie interessant und fesselnd sie das Bild fanden (Engagement). Und wie überzeugend und eindrucksvoll die Werbung auf sie wirkte:

29,1% höheres Engagement für Bilder mit Bewegung.

28,9% überzeugender – Anzeigen mit Bewegung wurden deutlich effektiver wahrgenommen.

Und die Ergebnisse zeigten sich nicht nur bei Sportanzeigen und auch nicht nur bei Menschen in Bewegung:

  • Tierschutzorganisation: Ein Tier in Bewegung im Vergleich zu einem ruhenden Tier.
  • Automagazin: Ein fahrendes Auto im Vergleich zu einem parkenden Auto.
  • Reiseagentur: Ein startendes Flugzeug im Vergleich zu einem Flugzeug am Terminal.
  • Kaugummimarke: Wellen, die an einen Leuchtturm schlagen, im Vergleich zu ruhigem Wasser.
  • Restaurant: Ein Burger, der in die Luft geworfen wird, im Vergleich zu einem liegend präsentierten Burger.

Und wie schon beim ersten Beispiel waren die Zahlen dazu eindrucksvoll:

Die Engagement Steigerungen lagen zwischen 13,4% und beeindruckenden 47,8%. Während die Überzeugungskraft zwischen 11,4% und 46,1% anstieg.

Instagram-Werbung für Food Brand – Eisbecher im direkten Vergleich: links statisch arrangiert, rechts mit fließender Schokoladensoße in Bewegung.

Was zusätzlich noch abgefragt wurde – die Kaufabsicht der Leute.

Also wie wahrscheinlich es ist, dass die Teilnehmer das Produkt auch kaufen würden. Hier zeigte sich: Nur weil etwas spannend aussieht und sich Leute damit stärker beschäftigen, heißt das noch nicht, dass sie gleich ihre Kreditkarte zücken. 

Anders sah es hingegen bei der Absicht aus, das Restaurant zu besuchen oder den Artikel des Automagazins zu lesen – hier konnten die Bilder tatsächlich das Interesse in eine konkrete Handlungsabsicht übersetzen.

Wie lassen sich die Ergebnisse nun erklären? Wodurch entsteht der Effekt?

2. Unser Gehirn „entfriert“ und vollendet die Szene – was zu mehr Engagement und tieferer Verarbeitung führt

Unser Gehirn ist wahrlich ein Wunderwerk der Evolution, und das zeigt sich anschaulich, wenn es um Bewegung geht. 

Bewegung ist und war schon immer eine essenzielle Informationsquelle, die uns hilft, auf Veränderungen schnell zu reagieren – ob bei potenziellen Gefahren oder auch beim Interagieren in Gruppen.

Wir haben eine natürliche Tendenz, auf bewegte Reize schneller und stärker aufmerksam zu werden.

Und hier wird es besonders interessant:

Egal, ob du einen Jogger im Park siehst oder ein Bild von jemandem, der zu rennen scheint – dein Gehirn aktiviert dieselbe Region. 

Das bedeutet, dass Bewegung, selbst wenn sie nur in Bildern angedeutet ist, unsere Aufmerksamkeit fesselt und uns dazu bringt, die dargestellte Aktion automatisch gedanklich zu „vollenden“. Dein Gehirn „entfriert“ sozusagen die Szene.

Was ist das Ergebnis? 

Du wirst deutlich tiefer in das Bild involviert (Engagement), weil du dich ganz automatisch stärker damit beschäftigst. Und bist dadurch empfänglicher für die Botschaft, die es übermittelt.

Und dieser Effekt lässt sich noch weiter ausbauen:

Der stärkste Effekt wurde bei nicht-linearen Bewegungen beobachtet. Sprich kurvige oder unvorhersehbare Bewegungsmuster führten zu einem höheren Engagement als einfache geradlinige Bewegungen.

Instagram-Werbung für MintBoost – Leuchtturm bei ruhigem Wasser vs. Leuchtturm inmitten dramatischer Wellen. Fokus auf visuelle Bewegung, Energie und die erfrischende Kraft von Natur und Produkt.

3 Aktionen


1. Nutze Bewegung gezielt in deiner Bildsprache

Nutze Bilder, die Bewegung suggerieren – Menschen beim Laufen, Tiere in Aktion, Fahrzeuge in Fahrt oder auch Naturereignisse. Die Wirkung ist eben nicht nur auf Bilder mit Menschen oder Tieren beschränkt, sondern erstreckt sich auch auf Produkte und Objekte – was dir vielseitige Einsatzmöglichkeiten eröffnet. 

Besonders wirkungsvoll zeigt sich auch die Kombination aus Mensch und Produkt/Objekt, um Aufmerksamkeit und Engagement zu steigern. In Social Media Ads oder Online Bannern, wo die Aufmerksamkeit der Nutzer oft kurz ist, können solche Bilder für schnelle Engagement-Steigerung sorgen.

2. Setze auf nicht-lineare Bewegungen zur Verstärkung

Die Richtung der Bewegung ist ein entscheidender Punkt, um ein hohes Engagement zu erzielen. Nutze daher auch nicht-lineare Bewegungen, um die Wirkung zu maximieren:

Bewegungen wie Kurven, Sprünge oder spiralförmige Muster erzeugen durch ihre “Unvorhergesenheit” mehr Engagement als einfache, geradlinige Bewegungen.

Beispiele wie Schokoladensauce, die sich über ein Dessert bewegt, ein Hund der Zick-Zack läuft oder eine Tänzerin in einer geschwungenen Drehbewegung – eben alles, was nicht gerade verläuft. Diese Art von Bewegungen ziehen die Aufmerksamkeit noch stärker auf sich und fördern eine tiefere Auseinandersetzung mit deiner Anzeige.

3. Sei vorsichtig in “ablenkungsreichen” Umgebungen

Es kann Situationen geben, in denen Bewegung in Bildern nicht optimal wirkt. Und zwar wenn Menschen wenig kognitive Ressourcen haben, sozusagen stark abgelenkt sind oder wenig Zeit haben.

Beim Vorbeifahren an einer Plakatwand oder in stressigen Momenten des Alltags könnte die „Bewegung“ im Bild die Verarbeitung erschweren. Was dazu führen kann, dass andere Elemente wie deine Hauptbotschaft oder die Verbindung mit deinem Markenname, deinem Logo übersehen werden. In solchen Fällen kann eine einfachere, statische Gestaltung die bessere Wahl sein.

Wie jede Woche gilt auch heute – teste die Ansätze und passe sie an deine Situation und Zielgruppe an. Und sieh selbst, wie gezielte Psychologie deine Kunden begeistern und deinen Verkaufserfolg steigern kann.

Beste Grüße.
Bernd

PS: Dieser Beitrag wurde zuerst in meinem 1-2-3 Insights 🧠 Newsletter veröffentlicht. Wenn du keine Insight’s mehr verpassen möchtest, melde dich einfach hier an!

Studie: Bünzli, F., Weber, W., Abdullahu, F., & Grabner, H. (2024). Depicting Humans, Animals, and Objects in Motion: The Effect of Implied Motion on Engagement and Persuasion in Advertising. Journal of Advertising, 1–21.

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