1 Studie, 2 Insights & 3 Aktionen

Wie die Geschwindigkeit deiner Videos das Risikoempfinden deiner Kunden in die Höhe treibt

Nutzt du bereits Produktvideos, Social-Media-Shorts, Animationen oder auch nur Gifs? Egal ob in Onlineshops, auf Webseiten oder auf Social Media – diese Formate werden immer häufiger eingesetzt. Ob zur Darstellung von Produkten, zur Visualisierung komplexer Inhalte oder einfach nur, um zu informieren.

Die natürliche Folge? Immer mehr Kaufentscheidungen basieren auf diesen Inhalten.

Und was haben all diese Formate gemeinsam? Sie laufen in einem gewissen Tempo, in einer bestimmten Wiedergabegeschwindigkeit ab.

Was, wenn ich dir sage, dass eine einfache Veränderung der Wiedergabegeschwindigkeit einen Unterschied machen kann? Dass das gleiche Video, nur etwas schneller abgespielt, die Wahrnehmung und Entscheidung deiner Kunden beeinflussen kann?

Besonders im Hinblick auf die Wahrnehmung von Risiko.

Falls du dich fragst, warum die Risikowahrnehmung überhaupt relevant sein sollte:

Oft braucht es ein klares Verständnis von Risiken, um bestimmte Angebote und Lösungen überhaupt in Betracht zu ziehen. Menschen, die Risiken besser verstehen, neigen dazu, fundiertere Entscheidungen zu treffen und sich für sichere oder hochwertige Produkte zu entscheiden.

Was bedeutet es, inaktiv zu bleiben, nicht zu handeln? Was entgeht mir, oder welche Risiken entstehen dadurch, wenn ich die Leistung nicht in Anspruch nehme?

Der Punkt ist: 

Wenn Unternehmen es schaffen, Risiken verständlich und greifbar darzustellen, können sie ihre Kunden nicht nur informieren, sondern auch zum Handeln motivieren. Und genau hier kommen oft visuelle Inhalte wie Produkt- oder Erklärvideos, Animationen oder simple GIFs ins Spiel.

Daher erfährst du in diesem Beitrag:

  • Wie du durch die gezielte Anpassung der Geschwindigkeit von Videos und Animationen das Risikoempfinden deiner Kunden beeinflussen kannst.
  • Warum das sowohl die Entscheidungsfindung als auch das Verhalten deiner Zielgruppe beeinflussen kann.

Wie du schnelleres oder langsameres Tempo nutzt, um Risiken besser zu vermitteln, Vertrauen aufzubauen und Handlungen zu fördern.

1 Studie

Eine brandneue Studie der Universität Toronto (Canada), veröffentlicht im Jahr 2024, hat genau das untersucht.

Die Forscher stellten sich die Frage:

Kann das Tempo, mit dem Videos und Animationen abgespielt werden, das Urteil über Risiken beeinflussen? Und wie wirkt sich das auf das anschließende Verhalten der Menschen aus?

Um diese Fragen zu beantworten, führten sie drei experimentelle Studien in klassisch risikoreichen Bereichen wie Gesundheit, Glücksspiel und Börsenentscheidungen durch – und die Ergebnisse sind spannend und lassen interessante Ableitungen zu:

2 Insights


1. Schnelle Videos verstärken das Risikoempfinden

Schneller abgespielte Videos oder Animationen können die Wahrnehmung von Risiko erhöhen. Was dazu führen kann, dass Menschen sich vorsichtiger verhalten.

Einfaches Beispiel:

Den Versuchsteilnehmern wurde ein GIF (wie ein Kurzvideo) vorgespielt. Es zeigte Bakterien. Eine Gruppe sah das Video in normaler Geschwindigkeit, die andere sah es viermal so schnell. 

Das Ergebnis? 

71,5% der Teilnehmer, die die schnellere Version sahen, empfanden die Bakterien als „risikoreich“, im Vergleich zu 54%, die die normale Version sahen.

Ok, so schnell bewegende Bakterien sind auch eklig. Was aber, wenn es zum Beispiel um Aktienkurse geht? 

In einem weiteren Experiment wurde den Teilnehmern eine animierte Aktientabelle (Stock Chart) mit Preisbewegungen gezeigt. Auch hier wurde die Geschwindigkeit manipuliert: In der schnellen Version bewegte sich die Linie fünfmal so schnell wie in der normalen Variante. 

Und nur als kleine Randnotiz: Die Geschwindigkeit der Animation hat nichts mit den tatsächlichen Aktienkursen zu tun. Und die Leute wissen es.

Dennoch, das wahrgenommene Risiko im Zusammenhang mit den Aktienkursen stieg um über 10,2%, wenn die Animation schneller abgespielt wurde.

Dasselbe in einem anderen Bereich:

Ein digitaler Glücksspielsautomat. Hier zeigte sich ein ähnliches Bild: Die schnellere Darstellung führte zu einem um 23,7% erhöhten Risikoempfinden

Aber nicht nur das – die Bereitschaft weiterzuspielen, sank um 17%, wenn sich der Automat schneller drehte.

Auch hier, den Leuten war klar bewusst, dass die Geschwindigkeit nichts mit den Ergebnissen zu tun hatte. Dennoch steigerte es das Risikoempfinden und änderte das Verhalten.

Wie lässt sich das erklären?

2. Höhere Geschwindigkeit senkt das Gefühl von Kontrolle und steigert das Risiko

Lass uns mal ein bisschen in der Zeit zurückgehen: Prinzipien der Evolutionspsychologie. Schnelle Bewegungen haben für unsere Vorfahren oft folgendes signalisiert: Bedrohung.

Raubtiere waren besonders schnell, und Gefahren wie herabfallende Felsen oder reißende Wasserströme stellten akute Überlebensrisiken dar. Der Mensch hat sich also so entwickelt, dass er schnelle Bewegungen als eher gefährlich wahrnimmt und instinktiv mit Vorsicht darauf reagiert.

Was hier besonders spannend ist: 

Wir Menschen beurteilen Risiken oft auf einer sehr instinktiven Ebene. Basierend auf unserem Bauchgefühl – auch wenn wir wissen, dass objektiv betrachtet kein unmittelbares Risiko besteht.

Und hier kommt ein entscheidender Punkt ins Spiel: Das Gefühl von Kontrolle. Kontrolle über den möglichen Ausgang einer Situation.

Ein klassisches Beispiel:

Viele Menschen empfinden Fliegen als riskanter als Autofahren, weil sie beim Fliegen weniger Kontrolle haben. Umgekehrt sind Menschen eher bereit, riskante Aktivitäten (wie Glücksspiel) einzugehen, wenn sie glauben, den Ausgang beeinflussen zu können.

Und die Studie zeigt genau das:

Schnell abgespielte Videos reduzieren das Gefühl von Kontrolle – alles wirkt zu schnell, um eingreifen zu können. Was das Risikoempfinden steigen lässt.

In unserem Experiment mit der animierten Aktientabelle berichteten die Teilnehmer genau davon, von einem geringeren Gefühl der Kontrolle über die möglichen Ergebnisse der Aktien und einem erhöhten Risikoempfinden.

So lässt sich die Wirkung zusammenfassen:

Wiedergabegeschwindigkeit → Gefühl der Kontrolle → Risikowahrnehmung → Verhalten

Wie kannst du das für dich nutzen?

3 Aktionen


1. Nutze gezielt schnellere Darstellungen

Setze auf schnelle Darstellungen in Animationen, Videos oder anderen visuellen Inhalten, wenn du Risiken aufzeigen, deine Zielgruppe dafür sensibilisieren und sie zur Handlung bewegen willst.

Beispiel: Datensicherheit. Zeige in einer Animation, wie eine Phishing-Mail schnell zu einer großen Gefahr eskaliert. Die schnellen Bewegungen der Infektion durch das Netzwerk vermitteln das Gefühl von Kontrollverlust und Bedrohung.

2. Langsameres Tempo für mehr Vertrauen

Verwende langsame oder normale Geschwindigkeiten, um ein Gefühl von Sicherheit und Kontrolle zu vermitteln. Dies ist besonders wirkungsvoll bei Produkten oder Dienstleistungen, bei denen Vertrauen und Sicherheit entscheidend sind.

Beispiel: Eine etwas langsamer Animation, die zeigt, wie eine Cybersecurity-Lösung potenzielle Bedrohungen kontrolliert abwehrt, vermittelt das Gefühl von Schutz und Zuverlässigkeit.

3. Setze Schnelligkeit dort ein, wo sie positiv wirkt

Während schnelle Bewegungen in risikoreichen Kontexten negative Gefühle hervorrufen können, sind sie in anderen Bereichen bevorzugt. Verwende sie dort, wo Schnelligkeit gewünscht ist. 

Klassisches Beispiel: Im Kundenservice oder bei Liefergeschwindigkeiten, um Effizienz und Reaktionsstärke zu unterstreichen.

Wie jede Woche gilt – teste die Ansätze und passe sie an deine Zielgruppe an. Und sieh selbst, wie gezielte Psychologie deine Kunden begeistert und deinen Verkaufserfolg steigert.

Danke, dass du dir die Zeit genommen hast, diesen Beitrag zu lesen. Lass mich wissen, wie dir das Format und die Inhalte gefallen haben. Dein Feedback hilft mir, den Newsletter noch besser zu gestalten.

Beste Grüße.
Bernd

PS: Dieser Beitrag wurde zuerst in meinem 1-2-3 Insights 🧠 Newsletter veröffentlicht. Wenn du keine Insight’s mehr verpassen möchtest, melde dich einfach hier an!

Studie: Taylor, N. and Hingston, S.T. (2024), „Slow and steady or fast and furious: how movement speed in the digital medium impacts consumers’ risk judgments“, European Journal of Marketing, Vol. 58 No. 13, pp. 159-183.

Du willst keine Insight's mehr verpassen?
Erhalte wöchentlich praktische Insights aus neuesten Studien & Ansätzen von Top - Universitäten weltweit.
Teile die Insights

Die neuesten Insights
direkt in deine Inbox?

Jeden Mittwochmorgen bekommst du praktische Erkenntnisse, ohne selbst dein Marketing-Budget zu verbrennen.
Deine Anmeldung konnte nicht gespeichert werden. Bitte versuche es einfach erneut.
Deine Anmeldung war erfolgreich. Checke kurz dein Postfach zur Bestätigung.